Ich frage mich seit Jahren schon, worum es in dem Lied geht.
Die „führende“ Interpretation im Internet[tm] scheint zu sein, dass es irgendwie um eine Frau geht und der Sänger Probleme hat, passend sozial zu interagieren. Aber… ich glaube das nicht.
Bekanntlich geht es in Liedern fast immer um Liebe, Sex, Hass oder Drogen. Liebe liegt in diesem Fall durchaus nahe, da es im Text heißt: „Das was ich am meisten will / werden ich von ihr nicht bekommen.“ Das allein heißt aber nicht, dass hier von einer realen Person die Rede sein muss; verlieben kann man sich bekanntlich auch in unerreichbare und sogar irreale Personen und Charaktere.
Der Text macht eine Interpretation nicht ganz einfach, durch scheinbar widersprüchliche Aussagen. Der Sänger/Ich-Erzähler phantasiert in der letzten Strophe davon, „sie“ eines Tages anzusprechen; zuvor aber wird immer wieder betont, dass sie nie redet.
Meine Interpretation ist, dass es sich bei der weiblichen Person im Text um eine Figur von einem Werbeplakat oder einer Werbe-Projektion handelt. „Sie ist unscharf an den Rändern“ wird im Refrain wiederholt. Das könnte auf die Unschärfe alter Fotos oder Filme hinweisen, oder auf ein Siebdruckverfahren, dass die Ränder einer Figur unscharf erscheinen lässt.
Dass „sie“ zu Boden oder an die Wand blicken soll, passt jedenfalls zu alten (aber auch neuen) Werbeplakaten, vor allem aber die Zeile „Sie hat ständig irgendwas in der Hand“ ist meiner Meinung nach eindeutig. Frauen haben auf diesen Werbeplakaten immer unmotiviert Dinge in der Hand und starren häufig ins Off.

Die scheinbare Interaktion im Lied könnte man durch verschiedene Plakate einer Werbekampagne mit der gleichen Figur erklären, auf denen die Figur manchmal den Mund geöffnet hat, aber natürlich niemals etwas sagt.
Weitere Textzeilen, dass der Sänger nicht weiß, „woraus sie ist und wie sie funktioniert“, und spekuliert, dass sie „von einem anderen Stern“ sein könnte, sowie erwähnt dass sie „sich wie an Bändern“ bewegt, könnte auf die seltsame Ästhetik der Bilder und die oft merkwürdigen Posen hinweisen, könnte aber auch bedeuten, dass es sich um eine Projektion, einen Cartoon oder eine Diashow handeln könnte, in der die Figur erscheint, und die das irreale visuelle Erlebnis erzeugt, das besungen wird.
Ein Video zum Lied würde ich mir jedenfalls als Mischung zwischen „1984“ (bzw. dem Apple-Macintosh-Werbespot) und „Metropolis“ vorstellen. Seltsam verwaschen, marionettenhaft, und überzeichnet.
Der Schluss des Liedes, die Idee, die Figur anzusprechen, könnte dadurch erklärt werden, dass natürlich die Möglichkeit bestünde, die reale Person zu kontaktieren, die vielleicht als Vorlage für die Figur (damals ohne KI etc.) gedient hat – die Hürde dazu wäre aber natürlich sehr hoch.